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Laz1072 in TT KONTAKT
   
 

LAZ1072 IN 1:120

 
 
WIR BAUEN UM
HEIZKESSELWAGEN DER KRIEGSBAUART
BAUSATZ VON SÖREN HORN
 
 
Die von der DR eingesetzten Heizkesselwagen entsprachen meist der sog. Kriegsbauart. Diese Fahrzeuge wurden größtenteils während des 2. Weltkrieges für die Beheizung von Lazarett- und Fronturlauberzügen beschafft und in erheblicher Anzahl in Dienst gestellt. Dabei wurde in einen kurzen, 4-achsigen Wagen (Lüp 17100mm), der vom Laufwerk (Görlitz III schwer) und von der Wagenkastenform einem Schnellzugwagen windschnittiger Bauart entsprach, ein Naßdampfkessel entsprechender Leistung incl. Wasservorratsbehälter (15m^3) und Kohlekasten (7t) eingebaut.
Die letzten Heizkesselwagen der DR wurden vom Bww Seddin aus bis 1992 in den mit Fahrzeugen aus dem K-Zug-Bestand gefahrenen Kursen Beelitz-Heilstätten - Teupitz - Brest für die Sowjetarmee eingesetzt. Diese Fahrzeuge haben sogar noch teilweise die chromoxydgrüne Lackierung erhalten und dürften die letzten planmäßig im Einsatz befindlichen Heizkesselwagen auf den Normalspurstrecken in Mitteleuropa gewesen sein.
 
 
Sören Horn, hauptberuflich Mitarbeiter der Fa. Beckmann, bietet u.a. einen Umbausatz für einen Heizkesselwagen der Kriegsbauart im Maßstab 1:120 an. Der Bausatz besteht aus 2 Ätzplatinen, einigen Kleinteilen und Beschriftungssätzen für die Epochen III und IV. Als "Spender" wird für den Umbau ein Modell eines Eilzugwagens C4ü-30 oder BC4ü-30 benötigt. Vorteilhaft ist es allerdings, wenn für den Umbau auf ein D4ü-Modell (Eilzug-Gepäckwagen) und auf ein zusätzliches Dach eines C4ü oder BC4ü zurückgegriffen werden kann.
Für meine K-Zug-Flotte habe ich mittels eines solchen Bausatzes einen Heizkesselwagen gebaut. Für mich war es der erste Ätzbausatz von Sören Horn und natürlich gab es auch Probleme... Manche Dinge werden erst in einer Phase des Baues klar sichtbar, wenn bereits "unabänderliche Tatsachen" geschaffen wurden... Die dem Bausatz beiliegende Bauanleitung ist recht knapp gehalten - schon deshalb möchte ich den Bau eines solchen Heizkesselwagens an dieser Stelle etwas ausführlicher beschreiben. Ich will versuchen, solche Erkenntnisse vorab zu vermitteln, die mit den schon genannten "unabänderlichen Tatsachen"erst später sichbar werden. Dies ist um so wichtiger, weil der Bausatz natürlich kein "billiger Jakob" ist und natürlich jeder Modellbauer, der sich an das Modell heranwagt, bestrebt sein wird, die Sache in ordentlicher Qualität zu Ende zu bringen...
 
Diesen HKW habe ich im September 2006 habe ich auf der Anlage der TT-Freunde aus Bayern fotografiert...
Fangen wir an - als erstes zerlegen des Spenderwagens. Das Dach ist aufgeklipst und lässt sich vorsichtig abhebeln. Der Lichtleiter ist allerdings mit Inneneinrichtung und Fahrgestell über einen Hohlniet fest verbunden - hier hilft nur der Fräser... Ausbauen aller Fenstereinsätze. Wer ein Modell mit der BTTB-KKK als Spender verwendet, sollte die KKK's auch gleich entfernen - wegen des extrem spröden Materials taugen sie nicht für eine weitere Verwendung.
Wird ein C4ü oder BC4ü als Spender benutzt, sind zunächst die Einstige umzubauen. Am Gehäuse verbleiben die inneren !!! Türen. Die Frontseite wird auf der Rückseite plan geschliffen und wieder angeklebt, vorher sind an der Frontseite die Leitern zu entfernen.
 
Skizze zur Bearbeitung des Wagenkastens. Die gelb gezeichneten Flächen sind herauszusägen bzw. herauszufräsen. Die margenta dargestellten Flächen sind die anzuklebenden Evergreen-Profile für die Frontschürzen.
     
  Nun sollte man auch gleich noch "Baufreiheit" für die Fenster und deren Rahmen schaffen - also die Seitenwände entsprechend ausfräsen...  
  Als nächster Schritt kommt das Kürzen des Wagenkastens. Zu beachten ist, dass die Klebestelle, an der der Wagenkasten wieder zusammengefügt wird, sich keinesfalls im Bereich eines späteren Fensters wiederfindet. Also vorher die geätzten Seitenwände aus der Platine lösen, die Seitenwände verputzen und an den vorgesehenen Stellen um 45° abkanten. Leider sind diese Stellen nicht angeätzt, was die Sache erschwert. Günstig ist es, wenn man sich hierzu einer selbst angefertigten Abkantvorrichtung bedient. Nunmehr ist der Wagenkasten mittels Feinsäge an einer entsprechend sinnvollen Stelle zu trennen und mittels eines 2. Sägeschnittes (grob) auf Länge zu bringen. Die "Feinanpassung" erfolgt mittels Schlüsselfeile und der immer wiederkehrenden Kontrolle der Passung durch Anlegen der neuen Seitenwände. Wichtig ist, dass die Seitenwände durchgehend parallel sind, beide Seiten also exakt die gleiche Länge haben. Wenn dieses geschafft ist, werden an einem Wagenkastenteil die künftigen Verbindungsstellen mit dünnen Blech zur Stabilisierung (und zur Vergrößerung der Klebefläche) hinterklebt.  
  Nun erfolgt das Aufkleben einer Seitenwand auf eines der Wagenkastenteile. Als Kleber habe ich schnelltrocknenden 2-Komponenten-Kleber verwendet. Nach dem Trocknen kann in einem Arbeitsgang das andere Wagenkastenteil auf gleiche Weise angeklebt, die andere Seitenwand angebracht und der Wagenkasten zum Trocknen abgelegt werden.  
  Wenn dann noch die Evergreen-Profile an den Stirnwänden angebracht, abgelängt und abgerundet sind, ist der nächste Arbeitsschritt "Dach kürzen" - zunächst das Dach mittels eines Schnittes an "sinnvoller Stelle" trennen. Eine erste Kontrolle der Passung Wagenkasten - Dach zeigt, dass sich Dach und Schürzennachbildung (die Evergreen-Stäbe) gegenseitig im Weg sind und an der Unterseite des Daches entsprechende Anpassungen erforderlich sind. Diese sollten vor dem Zusammenfügen der beiden Dachteile erfolgen. Die beiden Dachteile werden wieder nach der bekannten Methode "Feilen - Prüfen - Feilen - Prüfen" auf Maß gebracht und die Außenseiten des Stoßes angefast. Die Klebestelle wird wieder auf der Innenseite des Daches mit einen Blechteil verstärkt... Als Kleber kommt wieder 2-Komponenten-Kleber zum Einsatz, mit dem der beidseitig angefaste Stoß gut mit Kleber ausgefüllt wird (dieser Kleber gibt einen guten Spachtel ab...).  
  Das Einkürzen des Fahrgestelles erfolgt in der schon beschriebenen Weise...  
     
 
 
 
Probeweise zusammengesetzt sollte er jetzt etwas so aussehen...
 
     
 
Nun sollte eigentlich alles soweit passen, am Wagenkasten fehlen noch die Leitern... Richtig Arbeit ist noch "auf dem Wagendach", allein die Laufbohlen scheien nach 102 ! Bohrungen.... Das geht am besten mittels einer bzw. mehrerer Bohrschablonen - also Ätzteil auf'n Kopierer.... Und weil das geschliffene Dach schwarz ist, hilft nur ein Grundierung in hellgrau...
 
     
 
 
 
Kopie der Platine für die Dachausrüstung....
 
     
  Hm - grad habe ich geschrieben "bzw. mehrerer Bohrschablonen" - "mehrere" geht nach gründlichem Überlegen nicht, es muss eine einzige sein. Gar nicht so einfach zu realisieren und ich musste da auch erstmal paar Nächte drüber schlafen. Nun habe ich das Dach "geometrisch auf Milimeterpapier abgewickelt", die Ätzplatine mit den Dachteilen auf'n Kopierer gelegt, die Teile einzeln ausgeschnitten und auf die abgewickelte Milimeterpapier-Dachfläche aufgeklebt. Die Teil dann wieder auf'n Kopierer und auf's Dach geklebt. Jetzt kann gebohrt werden. Wäre toll, wenn so eine Bohrschablone gleich Teil des Bausatzes wäre...  
     
 
 
 
Dachschablone...
 
     
 
 
 
Die Schablone ist auf's Dach aufgeklebt, jetzt kann gebohrt werden...
 
     
  Bohren - na ja - die Bohrungen im Kesselabdeckblechen im Bausatz sind wohl höchstens 0,5mm (eher 0,3) - das "Einfädeln" der "Beine" der Laufbleche ist da schon mühsam - aber es geht (aber keinesfalls solche Tage aussuchen, an dene man von sich behaupten muss, "dass heute nicht mein Tag ist"... Richtig "böse" sind die langen seitlichen Laufstege - ich hab da 0,8mm gebohrt und nach dem Einfädeln und Verkleben die Bohrlöcher mittels 2-Komponenten-Kleber verspachtelt. Vorsichtiges Verschleifen tut dann auch Not.  
 
Im Roman "Werner Holt" wird mit "Prediger 12" die Bibel zitiert: "Dies sind die Tage, von denen wir sagen, sie gefallen uns nicht" - und das trifft voll auf diese Arbeiten zu. Einige Flüche werden wohl in den seltensten Fällen ausbleiben... Aber es ist zu schaffen. Wenn man das geschafft hat, kann man durchaus bissel stolz sein... Trotzdem sind die langen Laufbohlen DAS Ärgernis schlechthin an dem Bausatz. Ich denke, dass seitens des Herstellers da einiges anders gemacht werden könnte, um die Sache mit der Dachausrüstung zu vereinfachen. Meine Gedanken gehen da vom Ersatz der "Beine" auf der Wageninnenseite durch ein abwinkelbare Klebekante bis hin zu einem dem Bausatz zugehörigen neuen Dach aus Resin mit entsprechenden Markierungen...
 
     
 
Bleibt als nächster Schritt die Lackiererei - Entfetten nicht vergessen. Dann Grundfarbe. Wagenkasten grün - bei mir das bevorzugte Tamyja-Spray in nato-grün, matt. Zumindest einer der letzten Seddiner-Heizkesselwagen erhielt auch noch die chromoxyd-grüne Lackierung - denkbar ist hierfür das "british-racing-matt", ebenfalls von Tamyja.
 
     
  Das Gehäuse habe ich mittels Wachspads auf dem Fahrgestellt befestigt. Das gehäuse sitzt so ausreichend fest, kann aber jeder Zeit ohne Probleme abgenommen werden.  
     
  Nach der Fertigstellung des HKW-41 muss ich einfach resümierend sagen, dass ich mir die Sache kein 2. Mal antuen würde. Abgesehen vom finanziellen Aufwand für Bausatz und Spenderwagen (dafür bekommt man ohne Not in TT ein zeitgemäßes Tfz !) ist der Bausatz keine wirkliche Freude. Insbesondere die Teile für die Dachausrüstung sind nicht unbedingt günstig für den Modellbauer konstruiert.  
  Nach der Neukonstruktion des Post4-15a durch Tillig kann man ein wenig auf den HKW-41 als Großserienmodell hoffen...  
     
 
Laz1072 in TT
 


©2004 Burkhardt Köhler