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INHALT "K-ZUG"  
   
 

KATASTROPHENZÜGE DER DR

 
 
K-ZUG-EINSÄTZE

IM EINSATZ BEI ZIVILEN GROSSSCHADENSFÄLLEN

 
K-Zug-Einsätze im zivilen Bereich...
Vorhaltung der K-Züge für Einsätze bei Großschadensfällen in der Wirtschaft, bei Naturkatastrophen oder eben Massenunfällen – nach damaliger offizieller Leseart sollten die K-Züge auch dafür vorgesehen sein. Nur – welche Rolle sollten sie sie bei solchen „Großschadenslagen“ denn spielen – die des „rollenden Kreiskrankenhauses direkt an der Unfallstelle“?
 
Schauen wir also zurück in die DDR-Geschichte zu den „Großschadensfällen“....
Ja - es gab zivile Einsätze - allerdings ganz anderer Art, als man vielleicht erwarten würde:
Es wird z.B. ein K-Zug-Einsatz im Rahmen einer schweren Havarie im Gaskombinat Schwarze Pumpe genannt. 1982 – Explosion einer Gasreinigungsanlage und ein weiterer Einsatz 1984 – Explosion einer Versuchsanlage zur Kohlestaubgewinnung wiederum im Gaskombinat Schwarze Pumpe.
In beiden Fällen wurde ein K-Zug-Einsatz verfügt und beide Einsätze wurden durch den Löbauer K-6 gefahren – nicht etwa als Rettungseinsatz unmittelbar nach der Havarie und auch nicht zum Verletztentransport, sondern in beiden Fällen erst während der Wiederaufbauphase als mobile Verpflegungsstelle für die große Anzahl Bauarbeiter, die für die schnellstmögliche Wiederherstellung der für die Wirtschaft der DDR so wichtigen im Gaskombinat Schwarze Pumpe zerstörten Anlagen zu sorgen hatten. Der OP-Wagen war dabei nicht mit in Schwarze Pumpe, er verblieb im Bww Löbau.
Es ist davon auszugehen, dass das Küchenpersonal durch die NVA gestellt wurde. Unterkunft fand das Küchenpersonal und auch das K-Zug-Personal in den Bettenwagen...
 
Und dann noch einen Einsatz für den K-6:
Es gab ihn während der Weltfestspiele in Berlin 1973 – auch hier nicht als K-Zug mit medizinischem Feedback, sondern ebenfalls als Verpflegungsstelle. Aber das Thema ist ja schon bei den militärischen Einsätzen angesprochen worden.
 
Aber wie war das mit Einsätzen bei schweren Eisenbahnunfällen bei der DR – gab es solche Einsätze?
In der Zeit, in der die K-Züge vorgehalten wurden, gab es ja eine ganze Reihe von schweren Unfällen mit vielen Verletzten und zahlreichen Toten bei der DR... Wurden in diesem Zusammenhang K-Züge zu Primärrettung angefordert?
Beim Zugunglück in Langenweddingen am 06.07.1967 (Zusammenstoß eines stark besetzten Reisezuges mit einem Minol-Tankwagen) ist ein K-Zug-Einsatz angedacht gewesen, er war aber nicht möglich, da Langenweddingen mit dem K-Zug nicht mehr erreicht werden konnte (alle Gleise blockiert, Bahnhofsgebäude und Stellwerk ausgebrannt und damit Infrastruktur des Bahnhofes zerstört). Aber hätte er wenigstens theoretisch innerhalb einer akzeptablen Zeit ausgerüstet, überführt und vor Ort einsatzbereit gemacht werden können?
Bei einem Unfall im Leipziger Raum soll der Einsatz eines solchen Zuges zumindest erwogen worden sein - beim Unfall an der Wollkämmerei 1960. In einer Reportage vom MDR zu diesem schweren Unfall findet ein solcher Einsatz aber keine Erwähnung.
Der K-9 stand quasi „vor der Haustür“ geparkt – aber man hat ihn auch hier nicht eingesetzt...
Bitterfeld 1977 - der Kesselzerknall der 01 1516. Auch hier kein K-Zug-Einsatz.
 
Man könnte jetzt die ganze Liste der schweren Bahnunfälle bei der durcharbeiten – und und in keinem Fall einen Einsatz eines K-Zuges als primäres Rettungsmittel finden.
Genau einen K-Zug-Einsatz in Zusammenhang mit einem Zugunglück bei der DR hat es gegeben:
Am 27.06.1977 gab es bei Lebus unweit von Frankfurt/Oder einen Frontalzusammenstoß der 03 1078, die den Nachtschnellzug Zittau – Stralsund am Haken hatte, mit der vor einem Güterzug entgegen kommenden 132 200 infolge nicht bemerkter Fehlleitung des Schnellzuges.
Als sicher gilt der Einsatz der Bettenwagen des K-3 Frankfurt/O. Der K-Zug wurde dabei nicht als Rettungsmittel zur Verletztenversorgung eingesetzt – weil die Gerichtsmedizin der Bezirksklinik Franfurt/O wegen komplexer Baumaßnahmen nicht für einen Massenunfall arbeitsfähig war – erfolgte die Überführung der 31 bei dem Unfall zu Tode gekommenen Personen von der Unfallstelle zur Gerichtsmedizin nach Berlin...
Die Nichtanforderung bei Großunfällen ist ein unumstößlicher Beweis, dass die K-Züge für primäre Rettungseinsätze nicht konzipiert und auch nicht geeignet waren. Für die medizinische Erstversorgung bei Großschadensfällen ist die Zeit zwischen Schadenseintritt und der hergestellten Einsatzbereitschaft am Unfallort viel zu lang.
Die Behandlungskapazität mit nur einem Behandlungsplatz ist viel zu gering und eine Chirurgische Behandlung während der Fahrt nahezu ausgeschlossen. Außerdem musste die Infrastruktur der Bahn in unmittelbarer Nähe des Schadensortes intakt sein.
 
Publiziert wurde auch, dass der K14 einmal an einer Einsatzübung im Brandleite-Tunnel bei Oberhof teilgenommen haben soll. Ja – o.k. Man kann da systemgesteuert ganz positive Dinge proklamieren. Für einen solchen Einsatzzweck ist ein K-Zug konzeptionell und praktisch völlig ungeeignet gewesen, auch wenn die „Organe“ der DDR und deren gleichgeschaltete Presse etwas ganz anderes behauptet haben.
     
  Die jahrzehntelange Vorhaltung der 10 bzw. 14 K-Züge war für den Staatshaushalt der DDR eine nicht gerade preiswerte Ausgaben-Position.
BWL-er werden spätestens an dieser Stelle die Frage stellen, warum man die Züge nicht entsprechend einsetzte, wenn man sie schon vorhielt.
Auf diese Frage gibt ein paar Bemerkungen aus der Sicht von heute auf Dinge von gestern:
Um etwas „entsprechend“ einsetzen zu können, hätte es die Eignung für irgendeinen sinnvollen Einsatzhintergrund geben müssen. Die Züge waren aber als primäres Rettungsmittel gar nicht geeignet.
Die Vorhaltung der Züge für den zivilen Bereich stand nur auf dem Papier.
Die Züge wurden ausschließlich auf Forderung der GSSD von der DDR vorgehalten. Genau genommen hat die UdSSR als Besatzungsmacht eigene Kosten, die ihr Miltär verursachte, wie in vielen anderen Fällen auch auf die besetzte DDR abgewälzt. Die DDR hätte mit absoluter Sicherheit weder aus militärischen Gründen noch aus Gründen des Zivilschutzes der Vorhaltung von 14 kadrierten Lazarettzügen bedurft.
 
     
  Wie schnell hätte man mit einem K-Zug an einer großen Unfallstelle einsatzbereit sein können und was hätte man dort mit einem K-Zug tun können? Es hätte viel zu lange gedauert, überhaupt an eine Unfallstelle zu gelangen, selbst wenn das, wie im Falle von Leipzig im Jahr 1960, gleich um die Ecke gewesen wäre.
Der K-Zug hätte ja nicht nur bahntechnisch vorbereitet werden müssen, sondern hätte auch erst mit entsprechendem medizinischem Verbrauchsmaterial, Verbandsstoffen und Medikamenten ausgerüstet werden müssen und man hätte entsprechendes medizinisches Personal besorgen müssen, das auch technisch eingewiesen war. Und hätte das angeforderte medizinische Personal nicht unmittelbar an einer anderen wichtigen Stelle gefehlt?
 
     
  Der OP-Wagen hat nur einen einzigen Behandlungsplatz. Bei einer großen Anzahl von Verletzten hilft das nicht weiter. Und Behandlungen zumindest chirurgischer Art während der Fahrt schließen sich von selbst aus.
Die Aufnahme von Verletzten auf Krankentragen auf freier Strecke ohne entsprechende Hilfsmittel schließt sich wegen der zu überwindenden Höhe nahezu aus.
Kurzum – ein K-Zug war für Belange der Primärrettung ungeeignet. Dieser Aufgabe wurden sie aufgrund ihrer Konzeption nicht gerecht und waren dafür auch nicht gebaut worden, auch wenn mancherorts etwas anderes behauptet wird.
 
     
  Und es war auch gar nicht notwendig, zusätzliche Fahrzeuge für die Primärrettung bei Bahnunfällen vorzuhalten. Dafür gab es zu Zeiten der DRG die sog. Arztwagen, die den in den Bahnbetriebswerken beheimateten Hilfszügen bei Bedarf beigestellt werden konnten.
Die DR hielt nach dem 2. Weltkrieg an der Vorhaltung der Arztwagen fest, bis die öffentlichen Rettungsmittel so leistungsfähig waren, dass für einen schienengebundenen Arztwagen einfach kein Bedarf mehr bestand.
 
     
  Tobias Weber bringt es auf seiner Homepage http://www.panzerbaer.de/ bei der Beschreibung der Schienenfahrzeuge der Krankentransportkompanien (Schiene) der Bundeswehr, die von der Ausstattung den K-Zügen gar nicht so unähnlich waren, auf den Punkt:
„Ursprünglich sollte die Krankentransportkompanie (Schiene) verwundete und erkrankte Soldaten eines Konfliktes zwischen Warschauer Pakt und NATO, in das niederländische, belgische oder französische Hinterland bringen, damit diese dort rehabilitieren konnten. Da die Soldaten bereits die Stationen der sanitätsdienstlichen Versorgung der Bundeswehr, wie Truppenverbandsplatz/Rettungsstation, Hauptverbandsplatz/Rettungszentrum und Feldlazarett, durchlaufen haben, ist die Aufgabe der Kompanie nicht die Rettung und Versorgung von schwerverwundeten Soldaten, sondern der Transport von stabilen Soldaten und deren Pflege während des Transportes.“
Besser kann man es nicht beschreiben – und diese Beschreibung trifft auch auf die K-Züge der DR zu...
 
  Er war ein Transportmittel für bereits grundhaft medizinisch versorgte und stabile Patienten / Verwundete, die unter medizinischer Aufsicht über eine relativ lange Strecke zu transportieren und in dieser Zeit zu verpflegen waren.  
     
  Wenn man etwas philosophiert, könnte man sich K-Zug-Einsätze einige Jahre nach der Abstellung der Züge vorstellen: Bei der Evakuierung einigen Dresdener Krankenhäuser infolge des Hochwassers im Jahr 2002. Bleibt nur die Frage, ob man die Zielorte wegen Bahnstreckensperrungen (z.B. Zeithain) auch hätte per Bahn erreichen können.  
     
  Die Bundesregierung übereignete der Ungarischen Republik im Jahr 1992 3 K-Züge der DR mit medizinischer Beladung als mobile Krankenstationen für Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Yugoslawien. Dafür waren die Züge konzipiert und dieser Aufgabe wurden sie auch gerecht.  
 
 
 

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