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52 3363 oder "52 mit Kriegskastentender K2'2'T26"
 
     
  An anderer Stelle habe ich es bereits geschrieben – meine Wiege stand in der Oberlausitz. Die Lausitz war eines der „Verkehrsgebiete“, in denen die Kriegsloks der BR52 und / bzw. ihre Reko-Schwestern der BR52.80 den Güterverkehr bis in die 2. Hälfte der 80-er Jahre fest im Griff hatten und auch nicht selten im Personenverkehr Dienst taten. Und es gab selbst in den 80-er Jahren noch Situationen, in denen z.B. eine Altbau-52 des BW Zittau anstelle einer schadhaften 118.2-4 vor dem Eilzug Zittau – Berlin auf dem Abschnitt Zittau – Görlitz im schnellfahrenden Reiseverkehr zum Einsatz kam. So etwas vergisst man nicht und „ganz automatisch“ wächst einem eine solche BR so richtig ans Herz. Das gilt in meinem Falle eben für die 52, die alles andere als „optisch wohlproportioniert“ daher kommt. Genau genommen ist die 52 eigentlich so hässlich, dass sie schon deshalb wieder schön aussieht…  
  Irgendwann im Laufe des Jahres 2007 bekam ich ein Foto der 52 3363 vom BW Zittau zwischen die Finger. Die 52 3363 war nach dem Krieg eine der wenigen 52-er, die bei der DR anstelle des für die 52 typischen Wannentenders K2’2’T30 oder des Steifrahmentenders K4T30 mit einen sog. Kriegskastentender K2’2’T26 gekuppelt waren.  
  Optisch fällt eine solche 52 mit einem Kriegskastentender im Vergleich zu ihren Schwestern mit dem für die 52 typischen Wannentender oder auch dem „österreichischen“ Steifrahmentender K4T30 ziemlich aus dem Rahmen. Der Tender K2’2’T26 mit seinem klassischen DRG-Outfit betont den langen „nackten“ Kessel der 52 viel stärker, als das die „Vanderbilt-Wanne“ tut. Man glaubt, eine ganz andere Maschine vor sich zu haben…  
  Für die Personale hatte der 26-er Tender im Vergleich zum Wannentender allerdings den erheblichen Nachteil, einen mehr als 10% kleineren Wasserkasten zu haben, was insbesondere im angestrengten Dienst im Bergland schon ein nicht zu unterschätzender Nachteil war.  
  Fast alle 52 mit diesem Tender gingen in den Jahren 1945 - 47 als Reparationsgut in die SU - die sowjetischen Personale in den Lokkolonnen 1 und 42 waren dem 2'2'T26 sehr angetan. Auch einige 01 in der Lokkolonne 1 liefen mit dem von der BR50.0-31 bekannten Tender. Einen kleinen Teil der 52-er "Beuteloks" "durfte" die DDR dann im Jahr 1962 von der SU zurück kaufen... Einige Loks waren mit dem K2'2'T26 noch bis in die 2. Hälfte der 70-er Jahre bei der DR im Einsatz – zum größten Teil bei den ostsächsischen BW’s Dresden, Zittau, Bautzen und Kamenz. Technisch gesehen sowohl Altbauloks als auch sog. GR-Loks (nicht zu verwechseln mit den Rekoloks der BR 52.80 – eine „Reko-52-er“ war niemals mit einem solchen Tender unterwegs).  
  Mit knapp 7000 gebauten Loks der BR52 (ca. 1400 nach dem Krieg bei der DR) ist die 52 die sicher vielgestaltigste Dampflok nach dem WKII bei der DR – es gab sie als Altbaulok, GR-Lok, Reko-Lok, mit Staubfeuerung und in den Jahren nach dem Krieg auch noch als Kondenslok - deshalb ist es auch kaum möglich, auf all die vielen Besonderheiten, Umbauten, Sonderlösungen usw. einzugehen.
Wer ein bisschen mehr über die BR52 bzw. 52.80 erfahren möchte, dem sei das erst seit dem Sommer 2008 erhältliche Buch zur BR52 in der DDR aus dem Endisch-Verlag sehr empfohlen. Und Dieter Wünschmann’s „Von der Kriegslok zum Arbeitstier“ aus dem EK-Verlag ist eine ganz hervorragende (bildliche) Ergänzung zum Endisch-Buch.

 
  Die 52 3363 hat mich einfach nur fasziniert und irgendwann war der Wunsch, die 52 3363 im Maßstab 1:120 haben zu wollen (nicht müssen - schließlich bin ich kein "Alles-haben-Müsser"), übermächtig… Es begann eine lange Geschichte...  
 
 
 
Für alle diejenigen, die sich unter der "Fachbegriffsschreiberei" nur wenig vorstellen können - so sieht die 52 3363 in einem frühen Bearbeitungsstadium aus...
 
     
  Bevor es um’s Modell geht, noch einige Worte zum Vorbild:
Mit dem Beginn der Serienlieferung der 52 gab es anfänglich nicht unbedeutende Probleme mit dem Wannentender K2’2’T30, der zumindest eine Zeit lang nicht in der benötigten Stückzahl zur Verfügung stand. Deshalb griff die Lokomotivindustrie für die 52 vorübergehend auf die Steifrahmentender K4T30 und den Kriegstender K2’2’T26 zurück. Der K2’2’T26 ist eine Variante des von der BR50 bekannten Kastentenders 2’2’T26, der für die Kopplung mit Lokomotiven mit Norwegerführerhaus (52 und 42) an der Stirnseite entsprechend modifiziert wurde – im wesentlichen durch den Wegfall der Schaufelbühne.
Leider mangelt es an Fotos, für die ich entsprechende Rechte habe um sie hier zeigen zu können.

 
  Nach bisherigem Kenntnisstand hatte die DR folgende, mit einem K2’2’T26 gekuppelte, 52-er Im Bestand:
52 179, 192, 568, 1516, 1603, 1629, 2465, 2867, 3192, 3363, 5126, 5355, 5885, 5918, 6358, 6708 und 6928. 52 192, 5355, 5918 und 6708 waren GR-Loks – hatten also einen Mischvorwärmer und einen auf den rechten Umlauf verlegten Luftbehälter…
Die 52 3363 war, ebenso wie 52 5126, bis zur z-Stellung im Jahr 1976 beim BW Zittau beheimatet.
Der „berufliche Werdegang“ der 52 3363 ist schnell erzählt:
- „geboren“ im August 1943 bei Krauss-Maffei in München mit der Werksnummer 16489
- im Sommer 44 an die CFR vermietet
- Ende 45 dann in der SU: im Dezember 1953 bei der Weißrussische Eisenbahn, im Dezember 1959 bei der Litauische Eisenbahn
- 1962 war 52 3363 unter den 60 52-ern, die die DDR aus der SU zurückkaufte
- Einsatz beim BW Cottbus und
- seit 1970 dann beim BW Zittau
- z-Stellung am 23.03.1976, ausgemustert am 14.04.1976 und
- bereits im Juni 76 in Brandenburg zerlegt.

 
  Die Abstellung der 52 mit dem 2'2'T26 erfolgte früher als bei den Maschinen mit Wannentender. Ausschlag gebend war hier natürlich nicht des Laufverhalten (was ein Ausmusterungsgrund für die Maschinen mit dem Steifrahmentender K4T30 war), sondern das gegenüber der "Wanne" erheblich geringere Fassungsvermögen des Tenders....  
     
  Aber nun zum Modell – oder der lange Weg zum Ziel:
Schon während eines „Modellbahn-Stammtisches“ im Oktober 2007 hatten ein TT-Freund aus dem Thüringischen und ich "bisschen herumgesponnen“, ob und wie das mit einem Umbau des Tenders 2’2’T26 in einen K2’2’T26 funktionieren könnte. Das war zu einem Zeitpunkt, als wir die brandneue 50.35 mit ihren Tender 2’2’T26 gerade erst am Tillig-Messestand bestaunen konnten. Meine Überlegungen gingen dahin, einen 2’2’T26-Tender der Tillig-Neuheit 50.35 selbst entsprechend umzubauen. Das Stichwort hieß Ätzteil... Bisher hatte ich zwar schon Ätzteile bei verschiedensten Gelegenheiten verbaut, aber ein Ätzteil entwickeln, das war absolutes Neuland für mich.
Und es gab in meinem „Bekanntenkreis“ aus dem TT-Board (www.tt-board.de) noch einige weitere TT-Freunde, die Interesse an einer 52 mit K2’2’T26 hatten. Also ans Werk.
Am 22.02.2008 gab es den ersten „Meilenstein“ (wie man heute für wichtige Schritte eines Projektes zu sagen geneigt ist) – ich konnte Herrn Tillig für das Projekt gewinnen.
Für das Entgegenkommen des Sebnitzer Modellbahnproduzenten an dieser Stelle schon mal vielen Dank.Ich möchte keine Einzelheiten offenbaren, schließlich möchte ich nicht zur „Nachahmungstäterschaft“ aufrufen...

 
  Dann wurde es bezüglich des „Projektes“ in der öffentlichen Weite des TT-Board’s im www erstmal ziemlich ruhig – in dieser Zeit haben wir uns um die Entwicklung der Ätzplatine gekümmert.
Ein Ersatzgehäuse eines Tillig-Tenderaufsatzes wurde „zerschnitten“, als Probe-Tenderfahrwerk diente das meiner 50.35 und den Part der 52-Altbau spielte eine meiner Serien-52-er.
Das waren stressreiche Tage - immer wieder aussschneiden, messen, probieren, korrigieren...
Dann die Probeätzung – alles o.k. Der eigentliche Umbau konnte starten.

 
 
 
  Anfang Juli 2008 standen dann die für den Umbau benötigten Tillig-Teile zur Verfügung:
· Lok der BR52 EP-III (bekannt als 52 3232)
· Tender 2’2’T26 EP-III (von der 50.35)
· Zurüstteile 50.35.

 
  Zu diesem Zeitpunkt sollte sich der Umbau weitestgehend auf den Tender beschränken. Am Tender sind im wesentlichen folgende Dinge zu realisieren:
1. Kürzen des Gehäuses – Platz schaffen für das Ätzteil
2. Anbau des Wasserstandsanzeigers
3. Anbau der Türen für die Werkzeugkästen
4. Dosiermittelbehälter hinter dem Kohlenkasten
5. Verlegen der Führerhaus-Aufstiegsleitern.
 
  Aber es kam ganz anders: schrittweise erhöhte sich der angestrebte Detaillierungsgrad, dem entsprechend wuchs der Umbauaufwand…
Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollte man sich schon ein ganz konkretes Vorbild zu einem ganz konkreten Zeitpunkt ausgesucht haben. Auch an der 52 gibt es eine Vielzahl von möglichen Unterschieden:
· Blech- oder Barrenrahmen
· Speichen- oder Scheibenräder in der Vorlaufachse
· Tritt vor der Rauchkammertür / Löscheblech unter der Rauchkammer
· „echter“ Altbaukessel ohne Vorwärmer oder GR-Lok mit verlängerter Rauchkammer, Mischvorwärmer einschließlich Verbundmischpumpe und Luftbehälter auf dem rechten Umlauf - oder ehemalige Kondenslok mit Oberflächenvorwärmer
· Schornstein mit oder ohne Aufsatz, auch Giesl-Ejektor möglich
· Lüftungsaufsatz auf dem Führerhaus oder Dachschiebefenster
· Form der Windleitbleche
Über den Tender hinausgehender Umbauaufwand – was ist darunter zu verstehen? Das hier:
1. Ersatz des Lüftungsaufsatzes auf dem Führerhaus durch ein für die EP-IV vorbildgerechtes Dachschiebefenster mit Gitter (Ätzteil von Kuswa)
2. Ersatz der klobigen Tillig-Windleitbleche durch Ätzteile (im Falle der 52 3363 52-er WLB mit gerundeten Ecken)
3. Anbau von geätzten Rangiertritten
4. Ersatz der angespritzten Handräder am Kessel durch Ätzteile
5. Handläufe am Kessel freistehend (Federstahl)
6. Betätigungseinrichtung der Sicherheitsventile freistehend
7. freistehende Nachbildung der Anstellstange für die Luftpunpe
8. Löscheblech unter der Rauchkammer.
9. Neubeschilderung mittels Ätzteilen (Fa. Kuswa)
10. freistehende Handstangen am FH
11. Handstangen an der vorderen Pufferbohle
12. 3. Spitzenlicht (auch bei Kuswa erhältlich).
Das hieß auch Neulackierung…
 
 
 
 
 
 
Noch fehlen die neuen (geätzten) Windleitblechen und dann ist da noch die Lackierrung....
 
 
 
 
Immer wieder wurde ich nach einer Umbauanleitung gefragt und wie schwierig der Umbau selbst sei. Klar – zu Recht. Deshalb auch hier einige Worte zum Umbau selbst und zu einigen Klippen, die es zu umschiffen gilt.
Schwierigkeitsgrad – jeder, der schon mal Modelle in 1:120 umgebaut hat, wird den Schwierigkeitsgrad anders für sich selber beurteilen und genau deshalb ist es auch schwierig, hier eine allgemeingültige Wichtung vorzunehmen. Vielleicht deshalb nur so viel: Wer noch nie ein Modell umgebaut hat, sollte seinen ersten Gehversuche mit Skalpell, Naßschleifpaper, Feinguss- und Ätzteilen vielleicht nicht gerade an einem Dampflokmodell unternehmen. Andererseits sollten auch Umbauneulinge bei sorgfältiger und überlegter Arbeit zu einem guten Ergebnis kommen. Das heißt also, dass jeder selbst entscheiden muss, ob er sich da rantraut.
Ach ja – erklärende Fotos: Ich habe hier keine Vorbildfotos, die ich veröffentlichen kann. Aber natürlich habe ich Fotos...

 
  1. Zerlegen des Tenders
Das Öffnen des Tenders ist für den, der nicht genau weiß, wie es geht, nicht leicht zu ergründen. Aber so geht es:
- Schaufelblech auf der Vorderseite des Tenders abziehen – das Schaufelblech ist die vordere Halterung.
- Den Werkzeugkasten an der Tenderrückfront entfernen. Das ist nicht ganz leicht, da der Werkzeugkasten mittels zweier waagerechter „Dorne“ durch das eigentliche Tendergehäuse hindurch in das Fahrgestell und durch zwei weitere senkrechte Dorne in die Pufferbohle hinein die hintere Halterung des Gehäuses darstellt. (Ich habe die senkrechten Dorne entfernt – das Gehäuse hält trotzdem.) Nun kann das Gehäuse abgenommen werden.
- Der Kohlekasteneinsatz wird durch dessen anheben auf der Hinterseite des Kohlekastens und nach „hinten-oben“ abziehen desselben entfernt.
 
  2. Arbeiten am Tendergehäuse
Der Unterschied zwischen dem 2’2’T26, wie er mit der 50 mit Einheitsführerhaus unterwegs war, und dem Kriegskastentender K2’2’T26 für Dampflok mit Norwegerführerhaus (52, 42) besteht vor allem an der Tendervorderwand…
Der 2’2’T26 ist deshalb an der Vorderseite „zurückzuschneiden“. Wie man dies tut –nun – das muss jeder selber entscheiden: Feile, Säge, Seitenschneider... Den Schlusspunkt setzt das Schleifpapier.
Wie weit ist nun der Tender „zurückzuschneiden“? – Bestimmt wird das Maß ausschließlich von der „Kurvenläufigkeit“ des Modells. 1mm vor der Vorderkante der kleinen seitlichen Klappen an der unteren Tenderseite sollten genügen, wenn man nicht gerade durch den 286-er Radius will. Dass die Tendervorderseite „plan“ sein muss, erwähne ich hier nicht – das versteht sich von selbst.
Wenn ordentlich gearbeitet wird, muss auch nicht gespachtelt werden.
Zu entfernen ist auch die erste Strebe des Kohlenkastens – sie ist der „hinterste“ Teil des Ätzsatzes...
Und dann ist da noch die Füllstandsanzeige für den Tender: aus der Platine lösen, Falten und zwischen 2. und 3. Strebe des Kohlekastens anbringen. „Seilimitation“ nicht vergessen; Federstahldraht oder im einfachsten Fall ein Stück einer Stecknadel...
Die richtige Lage der Türen für die Werkzeugkästen entnehmt Ihr bitte den Fotos, die Ihr per Mail abfordern könnt.
Der Ätzsatz enthält zusätzlich einige „Zurüstteile“ – ob Ihr auf weitergehenden Zurüsterei verzichtet, diese verwendet, oder z.B. auf Weinert-Teile zurückgreift, muss jeder für sich selber entscheiden.

 
 
 
  3. Arbeiten an der Lok
Auch für die Lok gilt: Ich schreibe hier nur auf, was zwingend ist. Wer mehr tun will, muss das in eigener Regie planen und tun...
Und da ist nur die Verlegung der Aufstiegsleitern vom 52-er Führerhaus an den Tender. Anders lässt sich die Kurvenläufigkeit nicht bewerkstelligen. Also Feder im FH entfernen, Aufstiege aus dem FH entfernen. Den jeweils „innersten Teil“ abtrennen und auf den Kuppelkasten des Tenders aufkleben.
Die Beschilderung – klar – ohne Umnummerierung geht es nicht. Schilder gibt’s bei – ja – Ihr wisst schon, z.B. bei Kuswa oder Beckert.
Anregungen für die konkrete Auswahl gibt es im TT-Board. Einfach 52 3363 eingeben – das passt dann schon....

 
  Ich habe da allerhand losgetreten und für die Mitarbeit bin ich der Fa. Tillig und auch Herrmann-Modellbahn aus Leipzig sehr dankbar. Manch einer wird mich vielleicht fragen wollen, ob ich mir eine solche Aktion mit einem anderen Modell mal wieder vorstellen könnte. Und da muss ich leider mit einem klaren „NEIN“ antworten - auch wenn es noch so sehr in den Fingern juckt. NIE WIEDER!!! Warum? – na ja – lassen wir die Frage lieber. Also Ende und aus – genug gemeckert. Was habe ich eigentlich erwartet?  
  Mittlerweile weiß ich, dass meine 15 Moba-Kollegen sich für die verschiedensten Vorbilder zu unterschiedlichen Zeiten entschieden haben. Man darf gespannt sein...  
     


©2004 Burkhardt Köhler