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      TEIL-3  

EISENBAHNFOTOGRAPHIE - IM ALLGEMEINEN UND IM SPEZIELLEN

 

 
TEIL 2 - PRAKTISCHE EISENBAHNFOTOGRAFIE
 
     
  Wie wird’s gemacht – praktische Ratschläge zur Eisenbahnfotografie (und trotzdem noch bisschen Theorie)  
  Das, was ich hier aufschreibe, kann eigentlich nur eine Anregung sein... Das Thema ist einfach zu umfangreich und auch viel zu vielgestaltig. Und dann sind natürlich auch noch die Geschmäcker verschieden.  
  Ich will hier nicht als „großer Wisser“ verstanden werden und ich will auch niemandem vorschreiben, wie ein Eisenbahnfoto auszusehen hat. Es geht auch nicht um das perfekte Foto, sondern um einfach nur möglichst gute Eisenbahnfotos bzw. um den Weg dahin…  
  Hier geht es darum, Schienenfahrzeuge möglichst vorteilhaft und ansehenswert in einem möglichst gut passenden Umfeld abzulichten – nicht mehr und nicht weniger.  
     
  Die Ergebnisse der ersten Aktivitäten auf dem Gebiet der Eisenbahnfotografie werden alles andere als perfekte Bilder sein. Das ist halt so – und das ist auch gar nichts Schlimmes, sondern Normalität. Aber mit dem Willen, aus Fehlern zu lernen, wird man im Verlaufe der Zeit immer besser werden...
Und da sind wir bei ganz wichtigen Voraussetzungen dafür, mit der Zeit zu immer besseren Fotos zu kommen:

 
  1. Die Fähigkeit zur Selbstkritik.  
  Selbstkritik ist bei nicht wenigen, vor allem jüngeren Zeitgenossen so was wie ein Unwort. Die heutige Gesellschaft hat die selbstkritische Grundeinstellung durch gesteigertes Selbstbewusstsein ersetzt. „Etwas Lernen wollen“ ist in einigen Bereichen der Gesellschaft fast schon „uncool“. Aber einfach nur „ganz cool“ auf den Auslöser drücken – so wird das nichts mit guten Bahnfotos.  
     
  Es gibt immer wieder „Reibereien“, wenn 2 Fotografen mit unterschiedlichem Anspruch an die eigene Qualität der Fotos aneinander geraten, weil der Fotograf mit dem höheren Anspruch den anderen darauf hingewiesen hat, dass er eigentlich höhere qualitative Anforderungen an ein Foto stellt – der Anspruch betrifft eigene und nichteigene Fotos gleicher Maßen… Eine Lösung des Problems ist offenbar nicht in Sicht.  
     
  2. Die Beherrschung der Kamera  
  Es wird kaum gelingen, mit dem jeder Kamera innewohnenden „Vollautomatikmodus“ immer befriedigende Fotos zu generieren. Der Fotograf sollte also schon wissen oder sich durch gezielte Versuche erarbeiten, wie jede einzelne händisch einstellbare Funktion wirkt und wie die unterschiedlichen Funktionen zusammenwirken.
Das erfährt man wirklich nur, wenn man sich mit der Thematik auch intensiv und umfassend auseinandersetzt.

 
     
  Die Beherrschung der Kamera schließt ein, dass man eine Art „Bauchgefühl“ dafür bekommen sollte, in welcher (Licht)-Situation der Fotograf durch gezielte Einstellung einzelner Vorgaben optimalere Ergebnisse erzielen kann.  
  Wenn ich mir heute Bilder aus meiner „Fotofrühzeit“ anschaue, muss ich manchmal über mich selbst den Kopf schütteln.
Aber ich habe immer versucht, es beim nächsten Mal besser zu machen.
Auf dem Weg zu besseren Fotos habe ich mir u.a. sehr viele Bahnfotos anderer Fotografen angeschaut – das Internet bietet dazu bei DSO, bahnbilder.de und vielen anderen Seiten dazu viel Gelegenheit. Dabei nicht nur die Bilder anschauen, sondern auch die zu den Bilder abgegebenen Kommentare anderer Fotografen lesen. Nicht jeden Kommentar wird man sich verinnerlichen – aber er wird Denkanstöße und vielleicht Tipps liefern, die auch einem selbst weiterhelfen.

 
  Meine ersten zwei Fotozug-Erfahrungen habe ich übrigens mit F.O. machen können - er hatte in dem Metier schon "Blut geleckt" und mit den Gepflogenheiten vertraut. Und genau das war gut so - ich habe dabei sehr viel gelernt. 2009 war dann ein "junger Genosse" mit mir zu seinem ersten Fotozug. So soll es sein - ein Geben und Nehmen.  
     
 
 
 
"voll in die tiefstehende Sonne"
 
     
  Die „klassische“ Aufnahme einer Zuggarnitur ist schräg von vorn.
Wichtig ist dabei, dass die auf dem Bild sichtbaren Flächen des Fahrzeuges von der Sonne beschienen / angestrahlt werden. Der Fotograf muss die Sonne nicht direkt im Rücken haben, richtig schattige Fahrzeugflächen sehen aber niemals wirklich gut aus!
 
     
 
 
 
Während sich die Österreicherin in Diensten der TXL 1144 250 im schönsten Licht präsentiert, wurde die 143 850 (mit eigentlich fatalen Folgen) von der Schattenseite aufgenommen...
 
     
  Fotografiert man ein Tfz, so sollte man das (von Detailaufnahmen von einzelnen Bauteilen abgesehen) so tun, dass tatsächlich die ganze Lok auf dem Foto ist und nicht einzelne Teile an den Stirnseiten oder ein Teil der Dachausrüstung von den Bildrändern abgeschnitten wird. Also bitte keine Loks mit teilweise oder ganz fehlenden Puffern oder Stromabnehmern. Und bitte auch keine Fahrleitungsmasten auf dem Bild vor der Lok. Signale sind da was anderes - die können durchaus mit auf's Bild. Dann aber bitte so, dass sie komplett zu sehen ist und nicht ein Teil des Signals durch den oberen Bildrand abgeschnitten wird...  
     
 
Hier ging es um die "Feinstaubwolke" beim Anlassen des Diesels... Trotzdem zeigt das Bild, wie negativ so ein Mast ein Bild beeimflussen kann.
 
 
Besser ist es so: die Lok ist "am Mast vorbei" - in Höhe der Wagen stört er viel weniger...
 
     
  Für die ersten Gehversuche außerhalb von Bahnhöfen an der freien Strecke sollte man sich, wenn es irgendwie eingerichtet werden kann, eine nichtelektrifizierte Strecke - also ohne Fahrleitung / Oberleitung auswählen. So versprechen die ersten Schritte wesentlich mehr Aussicht auf Erfolg - da man sich nur auf die Fahrzeuge und nicht auf die Masten konzentrieren braucht.  
     
 
Es ist auch nach Jahren für jeden Fotografen eine wahre Wohltat, an einer nichtelektrifizierten Strecke zu fotografieren, selbst wenn er durch sein näheres Umfeld meist an elektrifizierten Strecken "zu gange" ist... Genau deshalb am Anfang möglichst keine elektrifizierte Strecke, denn so soll es eigentlich nicht aussehen: Der Mast steht genau vor der Fahrzeugfront - der Fotograf hat sich einfach hinsichtlich der Auslöseverzögerung verschätzt...
 
 
Auch das soll eigentlich nicht passieren: Der hochgefahrenen Stromabnehmen der Lok "hängt genau im Mast", weil auch hier nicht der optimale Auslösezeitpunkt erwischt wurde. Allerdings: eine schnelle Kamera mit Serienbildfunktion sollte gegen solche Fehler schützten, wenn man bei Fotografieren die Serienbildfunktion abtiviert hat...
 
 
So einfach kann es gehen... Fotografieren an einer nichtelektrifizierten Strecke ohne Stress mit Masten und Fahrleitung.
 
     
  Nächstes "Ausschlusskriterium": Luftkissenfahrzeuge. Soll heißen, dass bei einem Schienenfahrzeug möglichst auch das Fahrgestell auf dem Bild sichtbar und nicht durch den Bahnsteig verdeckt sein soll.  
  Also Fahrzeuge wenn möglich nicht direkt von anliegenden Bahnsteig und auch nicht über mehrere Bahnsteige hinweg fotografieren....  
     
 
 
 
"Luftkissenfahrzeug" links - besser nicht vom "zugehörigen" Bahnsteig. Das Foto mit 114 301 zeigt, wie es gehen kann.
 
     
  Für den Anfang ist ein Besuch eines großes Bahnhofes etwas wirklich lohnendes: Es gibt genug "Übungsobjekte" und deshalb kommt auch keine Langeweile auf. Natürlich sollte man sich außerhalb der eventuell vorhandenen Bahnhofshalle postieren - und auf das Licht achten. Und man wird oft seinen Standort wechseln müssen. Und immer lohnt sich, bevor man zur Fototour aufbricht, ein Blick in den Ankunfts- und Abfahrtsplan des betreffenden Bahnhofes und am besten ein Ausdruck davon als "Spickzettel" für die Hosentasche...  
  Heutzutage sind die großen Personenbahnhöfe für Fotos eher verpönt, weil sie eben meist einen sehr "einheitlichen" Verkehr widergeben. Trotzdem kann man auch dort hin und wieder einen nicht alltäglichen Schnappschuss machen.  
     
 
 
 
Die 143 957 kommt Ende 2008 mit ihrem ICE-Ersatzzug Dresden - Leipzig die Rampe hoch aus dem Verbindungstunnel...
 
     
  Mit relativ kurzem Abstand zum Fotoobjekt aus der sog. Froschperspektive aufgenommene Fotos von Schienenfahrzeugen sehen selten wirklich gut aus. Viel besser ist es, wenn man einen gegenüber dem Gleisbett etwas erhöhten Standort einnehmen kann. Innerhalb von Personenbahnhöfen reicht dafür meist schon die Bahnsteighöhe... Das andere Extrem sind Aufnahmen von über das Gleis führenden Brücken aus. Auch solche Fotos sehen häufig nicht sonderlich anziehend aus, wenn der Abstand zum Fotoobjekt auch noch recht kurz ist... Anders ist es, wenn der Blick auf das Objekt oder auch nur dessen Hintergrund relativ "lang" sind...  
     
 
Bild aus der sog. Froschpersektive...
 
 
 
 
Foto von der Brücke (hier in beiden Fällen die Hermann-Liebmann-Brücke in Leipzig am ehemaligen BW Süd). Mit einem "langen Hintergrund" wie auf dem rechten Bild mit dem Desiro der Connex wirkt ein solches Bild deutlich gefälliger...
 
     
  Ein beachtenswertes Kriterium bei der Fotografie auf Bahnhöfen sind die Bahnsteigüberdachungen. Diese erzeugen Schatten und dunkle Flächen in großer Zahl – und deren Wirkung ist im Original meistens viel weniger drohend, als das dann auf dem Foto ist. Natürlich kann man diese kräftigen Schatten auch ganz bewusst als Gestaltungsmittel einsetzen – bis die Wirkung auf dem Bild aber die tatsächlich gewünschte ist, braucht es viele Versuche, allerhand Gefühl und Erfahrung. Kurzum – für einen Anfänger sind diese Bachsteigdächer eher kontraproduktiv.  
     
 
Bahnsteigüberdachung
 
     
  Zu speziellen Einstellungen an der Kamera will ich mich hier eigentlich nicht äußern, da gibt es, solange wir erstmal von Fahrzeugen im Stillstand reden, keine Besonderheiten gegenüber den anderen Interessengebieten auf dem Gebiet der Fotografie. Und für diese allgemeinen Grundsätze gibt es jede Menge Literatur, dass dem interessierten Hobbyfotografen „Urania“ und 1x1 der Fotografie nahebringt.  
     
  Kommen wir zu Fotos mit bewegten Fahrzeugen.  
  Auch hier gilt, dass man nicht von Schattenseite aus fotografieren soll. Beschattete Flächen an Fahrzeugen sind immer nur ein dunkles Etwas…  
  Und hier müssen wir nun auch über einige grundsätzliche Einstellungen an der Kamera sprechen, die speziell für die Eisenbahnfotografie wichtig sind. Dabei gehen wir von der klassischen Aufnahmeposition schräg von vorn aus.  
   
 
Klassisch schräg von vorn...
 
 
 
  1. Serienbildfunktion  
  Die Serienbildfunktion sollte eingeschaltet sein, denn es immer schwierig, mit nur einem Bild unter Berücksichtigung der Auslöseverzögerung den optimalen Auslösezeitpunkt zu „erwischen“. Kameras mit einer schnellen Serienbildfunktion (Sony Alpha 450 = 7 Bilder pro Sekunde) sind hier im Vorteil. Eine gute Alternative zur Serienbildfunktion sind die Belichtungsreihen...  
  2. Autofokus  
  Wenn es die Technik der Kamera zulässt, sollte der Autofocus auf „Spotmessung“ eingestellt sein, also keine Feldmessung, mit der die Kamera auf „irgendwas“ innerhalb des Messfeldes scharfstellt, sondern auf die Bildmitte mit nur einem Messpunkt. Die von den Grundeinstellungen der Kamera meistens eingestellte „Feldmessung“ tut bei schnell bewegten Objekten nur selten wirklich das, was sie soll. Die laufende Autofocus-Nachführung ebenfalls aktivieren – bei Sony ist das die Einstellung „APS-C“ (Grundeinstellung bei Sony ist „APS-A“).  
  3. Belichtungszeit  
  Sie sollte bei sich „normalschnell“ bewegenden Schienenfahrzeugen nicht länger als 1/500s sein, wenn das Fahrzeug ordentlich scharf sein soll. Bei einem sehr spitzen Winkel zu Gleis, so dass der Zug quasi auf den Fotografen zukommt, kann die Belichtungszeit auch bisschen mehr sein.  
     
  Hier ist das Fotografieren der bei vielen verpönten „Weißwürste“ (ICE) eine gute Übungsmöglichkeit – man muss diese Fotos ja nicht unbedingt archivieren und veröffentlichen. Andererseits sind auch die ICE nun mal Teil des derzeitigen Schienenverkehrs…  
     
  4. Blende  
  Jetzt könnte man meinen, dass man auch bei der Eisenbahnfotografie mit dem an vielen Kameras (nicht nur DSRL) mit dem sog. „Sportprogamm“ etwas reißen könnte. Das ist aber im Allgemeinen nicht so. Die Sportprogramm funktionieren nach dem Motto „kurze Belichtungszeit bei weit offener Blende“. Damit ist die Schärfentiefe in aller Regel gering, was dazu führt, dass entweder der Hintergrund oder auch die hinteren Teile des Zuges unscharf werden. Beides ist natürlich im Normalfall – abgesehen von den „Mitzieher-Aufnahmen“, bei denen ganz bewusst mit einem unscharfen Hintergrund gearbeitet wird, nicht gewünscht.  
  Bei nicht optimalen Lichtverhältnissen ist also ein Abwägen zwischen Belichtungszeit, Blende und ISO-Wert notwendig. Der maximale ISO-Wert, bei dem die Kamera noch vertretbar rauscharm bleibt, ist stark typenabhängig.  
     
  Folgende Vorgehensweise bei der Kameraeinstellung hat sich allgemein bewährt:  
  1. ISO-Wert von Hand auf einen möglichst geringen Wert einstellen. Hierbei gilt „so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig“!  
  2. Belichtungszeit von Hand vorgeben, indem das sog. „Blendenautomatik“-Programm genutzt wird. Das bedeutet, dass die Kamera die zum Licht passende Blende automatisch auswählt. Sollte bei mangelndem Licht der Fall eintreten, dass mit der maximal möglichen Belichtungszeit und der maximal vertretbar hohen ISO-Einstellung keine Blende mit ausreichender Schärfentiefe gefunden werden, hilft nur, den Winkel zum Gleis noch etwas spitzer zu wählen, um vielleicht so die Belichtungszeit noch um einen Wert länger wählen zu können. Wenn das alles nicht mehr hilft, hilft nur noch der Verzicht auf die Aufnahme…  
     
  Zur Bildgestaltung  
  Wie auf nahezu jedem Gebiet gibt es auch bei der Eisenbahnfotografie (und hier ganz besonders bei „Bahn in der Landschaft“) eine Reihe von selbsternannten Göttern, die ganz genau wissen, wie ihre eigenen und natürlich auch die Fotos aller anderen Fotografen auszusehen haben und welche Bewertungsmaßstäbe angelegt werden müssen. Und es gibt Fotografen, deren Bilder, die sie z.B. im Internet zeigen, einfach nur vollumfänglich gut aussehen – obwohl sie den„göttlichen Gestaltungsrichtlinien“ völlig widersprechen. Bei jedem Fotografen, der sich auch ganz bewusst mit seinen Fotos beschäftigt und sie selbstkritisch mit guten Bildern anderer Fotografen (z.B. aus dem Eisenbahnforum „DSO“ >>> www.drehscheibe-online.de) vergleicht, wird sich über die Zeit ein eigener Blick für eine ganz persönliche Bildgestaltung herausbilden.  
     
 
 
 
Das ist etwa die Art von Fotos, wie ich sie mag...
 
     
  Was ganz sicher nicht passieren wird ist der Fall, dass die eigenen Fotos sofort genau so gut werden, wie es die der „Vorbilder“ sind. Ohne Selbstkritik und ohne Analyse der eigenen Fotos wird es aber eine Annäherung an die Ergebnisse richtig guter Hobbyfotografen nicht geben. Jeder sollte sich am besten schon nach dem Auslösen der Kamera selbst fragen, was er in den vergangenen Sekunden hätte besser machen können.  
     
  Immer wieder – nicht nur in Zusammenhang mit der Eisenbahnfotografie – kommt bei der Bildgestaltung die Rede auf den sog. „goldenen Schnitt“.  
  WIKIPEDIA schreibt zum goldenen Schnitt:  
  „Der Goldene Schnitt (lateinisch: sectio aurea) oder auch die Göttliche Teilung (lateinisch: proportio divina), seltener: Goldene Teilung, Goldenes Verhältnis, Göttlicher Schnitt bzw. Göttliches Verhältnis, ist ein bestimmtes Verhältnis zweier Zahlen oder Größen.
Dieses Verhältnis, die Goldene Zahl F (Phi), hat den Wert von rund 1,6180.
Der Goldene Schnitt ist allgemein als dieses bestimmte Verhältnis zwischen zwei Strecken bekannte Teilung einer Strecke im Verhältnis des Goldenen Schnittes: a verhält sich zu b wie a+b zu a.“

 
 
Also so: a / b = (a + b) / a
 
  Auf ein Bild bezogen soll also sich der „Bildschwerpunkt“ einer senkrechten und einer waagerechten „Drittellinie“ befinden.
Nun ist am goldenen Schnitt mit Sicherheit was dran und ich will dessen positive Bildwirkung auch gar nicht in Abrede stellen. Aber man sollte da auch kein Dogma draus machen…

 
     
  Ich habe mal eine Zeitlang ganz bewusst versucht, beim Fotografieren den goldenen Schnitt immer im Hinterkopf zu haben. Und ich habe mich dabei selbst beobachtet.
Wenn man wirklich immer danach zu handeln versucht, werden die Fotos ganz schnell irgendwie gleichförmig und damit langweilig. Zumindest ist das meine ganz persönliche Beobachtung. Ich halte es seitdem so, dass ich mich nur gelegentlich bewusst des goldenen Schnittes erinnere – es machte die Motive wieder „bunter“…

 
     
  Mit einer Kamera ohne schnelle Serienbildfunktion ist das mit dem goldenen Schnitt bei „bewegten Bildern“ nur schwer zu machen. Überhaupt ist das „Erwischen“ des richtigen Auslösezeitpunktes eine nicht ganz einfache Sache, bei der man sich auch immer wieder mal verschätzt, selbst wenn man kein Neuling auf dem Gebiet ist. Die Besitzer einer DSLR sind hier ungemein im Vorteil.  
     
 
So in etwa definiert sich eine Art "goldener Schnitt" - wichtigster, markantester Punkt außermittig im Bereich der Schnittlinie zwischen 1. und 2. Bilddrittel...
 
     
 
 
 
Gut und nicht so gut nebeneinander: Wenn irgendwie möglich, sollte das Ende eines Zuges auf dem Bild sichtbar sein oder halt hinter Büschen, Gebäuden usw. verdeckt werden. Nur eben nicht vom Bildrand abgeschnitten...
 
     
  Vorteilhaft für die Bildgestaltung ist, wenn man ganz typische „Bahnsachen“ in das Bild integrieren kann, z.B. eben einen Bahnübergang, einen Brücke über einen kleinen Fluss, ein Bahnwärterhaus, ein Signal… Oder eben entsprechende Landschaft, also vielleicht ein Baumgruppe, ein Einschnitt usw. Geeignet sind natürlich auch Gebäude aus der „Blütezeit“ der Bahn – weniger allerdings sehr moderne Bauwerke aus Beton oder den neuzeitlichen Verbundstoffen.  
     
 
 
 
"Bahnzeugs" mit im Bild - hier am Beispiel zweier Bahnübergänge.
 
     
  Insgesamt gilt, dass ein Foto um so einfacher „gut“ werden kann, je kürzer der Zug ist. Ein Zug sollte auf dem Foto durch den Bildrand nicht einfach so abgeschnitten daher kommen, Wenn nicht der Zug in seiner gesamten Länge auf dem Bild sichtbar gemacht werden kann, sollte er VOR den Bildrand durch Bewuchs oder Bauten verdeckt werden.  
     
 
Einzeln fahrendes Tfz - "alles ganz einfach"...
 
     
  Masten aller Art – seien es Masten von Signalen, Telegrafenmasten und erst recht natürlich Fahrleitungsmasten – haben im Vordergrund von Bildern nichts zu suchen! Bei einer elektrifizierten Strecke stellt man sich am besten so, dass man ziemlich genau in Höhe eines Fahrleitungsmastes stellt und die Kamera somit freies Blickfeld auf die Strecke hat.  
     
 
Richtig schlecht: der Fahrleitungsmast im Vordergrund ruiniert das Bild völlig...
 
     
  In der Vergangenheit hat die Bahn dafür gesorgt, dass hölzerner Bewuchs im Bereich der Bahntrasse regelmäßig entfernt und durch Einsatz entsprechender „chemischer Kampfstoffe“ vor Verunkrautung geschützt wurden. Dem ist heute aus verschiedenen Gründen nicht mehr so – damit ist es nicht selten schwierig, eine geeignete Fotostelle zu finden. Da helfen eigentlich nur Fotos im Internet und ein eigenes wachsames Auge. Immer, wenn man in der Nähe von Gleisanlagen unterwegs ist, sollte man innerlich prüfen, ob genau diese Stellen für eine zukünftige Fototour als Fotostandort geeignet sein könnten. Und dazu muss man sich eben mit dem Hobby identifizieren, ansonsten wird es immer „zufallsgesteuerte Knipserei“ bleiben.  
     
 
Oh Mann - so eine begnadete Fotostelle findet man abseits von Rhein und Mosel eher selten - und dann auch noch frisch freigeschnitten... geil, geil, geil...
 
     
  Umfangreichere Fototouren außerhalb des eigenen Kirchturmes kann man durchaus im Voraus mittels „google-earth“ oder „map24“ vorplanen: Wo passt es wann mit dem Licht und wie komme ich günstig dahin. Dazu – wenn es um planmäßigen Verkehr geht – ein Blick in den Fahrplan. Für kostenintensivere Fotozugveranstaltungen kann sich sogar vorab ein Besuch der Strecke lohnen, wenn man von der betreffenden Strecke nur geringe oder gar keine Ortskenntnis hat.  
     
  Nun möchte ich hier keineswegs den Eindruck erwecken, dass das mit der Eisenbahnfotografiererei nur was werden kann, wenn man sich selber einen 24h-Tag verordnet und der Tag keine anderen Annehmlichkeiten oder Pflichten haben darf. Es soll Spaß machen und ein persönliches Hobby soll auch die schönste Nebensache der Welt bleiben… Wer eben nicht allzu viel Zeit aufwenden kann, dessen „Reifeprozess“ wird eben etwas länger dauern…  
     
  An der Strecke…  
  Grau ist alle Theorie, deshalb begeben wir uns jetzt an die Strecke.  
  Und auch, wenn man die "Weißwürste" (ICE) nicht mag, als Übungsobjekt taugen sie allemal. Man muss ja nicht jedes Bild gleich in der Öffentlichkeit (INet) rumreichen...  
     
  Günstig ist es immer, wenn man einen Fotostandort wählen kann, an dem man auch einige Informationen über unmittelbar bevorstehende Zugfahrten „abgreifen“ kann. Im besten Fall ist das die Sicht auf die Signale und beiden Richtungen (nur ganz selten gegeben) oder eine gewisse Nähe zu einem Bahnübergang (Ideallösung). Den Bahnübergang muss man nicht mal sehen können – es reicht wenn man die Warngeräusche (Glocke) wahrnehmen kann. Ansonsten muss man agieren wie ein Sicherungsposten einer Baurotte, was bedeutet, dass man ständig sehr angespannt schauen und hören muss – das kann über einen längeren Zeitraum recht anstrengend sein.  
     
  Eisenbahnfotografie bedeutet halt in hohem Maße „Warten“ – Bahnstrecken mit richtig dichtem Verkehr, der einen Fotografen überhaupt nicht zur Ruhe kommen lässt und gleichzeitig auch noch ein angenehmes fotografisches Umfeld bietet, gibt es nur ganz wenige. Man muss sich einfach darauf einstellen, dass auch mal 30 Minuten oder noch länger am Stück überhaupt kein Verkehr ist. Und natürlich sollte man wissen, dass auf vielen Strecken am Wochenende und feiertags der Güterverkehr deutlich weniger umfangreich ist…  
     
  Einen gleisnahen Fotostandort, von dem aus man den Verkehr in beide Richtungen annähernd gleich gut fotografieren kann und es da auch noch mit dem Licht passt, wird man nur selten finden. Damit muss man sich einfach abfinden!  
     
  Im Teil 3 dieses Themas stelle ich die Fotomöglichkeiten an der Bahnstrecke von Leipzig-Hbf über Leipzig-Leutzsch und Markranstädt nach Großkorbetha anhand von vielen Fotos vor. Natürlich werden nur wenige Fotofreunde die Gelegenheit haben, genau diese Strecke zu besuchen – aber das soll ja auch nur beispielgebend sein. Geeignete Fotostellen lassen sich an nahezu jeder Bahnstrecke finden – wie gut sie letztendlich mit welchem Verkehrsmittel erreicht werden können, steht auf einem anderen Blatt.  
     
  Zur wirklichen Praxis nur einige Bemerkungen - ein paar kleine Starthilfen. Selbstkritisches "learning by doing" ist kein schlechtes Rezept. Fehler machen und selbstkritisch daraus Lernen - das ist es, was wirklich was bringt.  
  Deshalb hier nur noch zusammenfassend einige wenige Hilfestellungen:  
  - ISO möglichst niedrig per Hand einstellen.  
  - Serienbildfunktion bzw. Belichtungsreihe einschalten  
  - Belichtungszeit per Hand (Programmschalter auf "S"!) einstellen.  
  - Autofocus auf "Spot"  
  - Bei Annäherung eines Zuges mit "halbgedrücktem" Auslöser Gleisbett mit dem zentralen Messfeld an gewüschter Auslösestelle anvisieren und festhalten. Wenn der Zug die Auslösestelle erreicht auslösen.  
  - Fotos selktieren, eventuell nachbearbeiten und was nicht überzeugt löschen oder zumindest nicht der Öffentlichkeit via Internet präsentieren...  
     
     
     

 

 

 


©2004 Burkhardt Köhler