MARKRANSTÄDTER EISENBAHN-PAGE
HOME ÜBERSICHT TT     KONTAKT

38 5308 - TEIL 1

     
 
BECKMANNS ROLLWAGEN IM TEST
WIE GUT IST DIE 38.2-3?
 
TEIL 2 - DAS MODELL
 
     
  Im Herbst 2007 brachte der Berliner Kleinserienhersteller Beckmann die ersten Modelle einer 38.2-3 in 1:120 als 38 269, beheimatet in der Rbd Magdeburg beim BW Ketzin in den Handel, wobei zunächst die zahlreiche Vorbestellungen abgearbeitet wurden, ehe das Modell in den freien Verkauf kam.
Mit der 38 234 (Rbd Dresden, BW Freiberg/Sa.) kam 2010 noch ein EP-III-Modell dazu – dieses Mal mit sächsischer Beheimatung. Anfang Oktober 2010 folgte schließlich ein EP-IV-Modell mit der 38 5308.

 
     
 
 
 
Das Testobjekt - 38 5308 der Fa. Beckmann.
 
     
  Ein 38 5308-Modell absolviert bei mir den Test – als „Vergleichsmodell“ verwende ich ein 50.35-Modell aus dem Hause Tillig. Ich bin mir bewusst, dass eine Gützold-24 das passendere Vergleichsobjekt zur 38 5308 wäre – aber ich habe einfach keine 24 in meinem Modell-Bestand.
Und weil es für so manchen wichtig ist: Ja – die 38 5308 ist in meinem Besitz. Und die 50 3540 auch.

 
     
 
 
 
Das Modell für den Vergleich - BR50.35 der Fa. Tillig.
 
     
  Joachim Beckmann fertigt mit nur wenigen Mitarbeitern hochdetaillierte Modelle im Maßstab 1:120 mittels einer Technologie, die die Kombination großserientypische und auch von Kleinserienherstellern bevorzugte Arbeitsweisen sinnvoll vereinigt. Ein solches Modell der Fa. Beckmann ist aus verständlichen Gründen „kein billiger Jacob“ – Im Jahr 2010 gilt eine Preisempfehlung in Höhe von 319€ für die 38 5308.  
     
  Das Modell ist in einer Pappschachtel mit Styropur-Einsatz verpackt, die den gewohnten Tillig-Verpackungen weitgehend entspricht.
Dem Modell liegen einige Zurüstteile für die Vervollständigung der Pufferbohlen bei, deren Montage nur für ausschließliche Vitrinenmodelle in Frage kommt.
Die Schilder „Elektropfeile“ liegen der Verpackung als Decals bei, die durch den Käufer selbst anzubringen sind. Ich selbst halte das für keine glückliche Lösung, da nicht mittels farblosem Mattlack gesicherte Decals meist zu einer nur kurzen Haltbarkeit am Modell neigen. Der Hersteller gibt als Grund für die Beilage der Pfeile als Decals drucktechnische Probleme und den Umstand an, dass die Pfeile oft an unterschiedlichen Stellen angebracht werden. Diese Lösung ist für mich nicht nachvollziehbar.
Ansonsten sind keine Zurüstarbeiten notwendig.
 
  Zum Modell selbst:
38 5308-2 (ex 38 308, ex Sachs / Fabr.-Nr. 4504, Hartmann)
Rbd Dresden
BW Nossen
letzte Bremsrevision 30.11.1970

 
     
  Das Vorbild der 38 308 war vom 13.12.1968 an im BW Nossen beheimatet.
Ab 03.05.1971 wurde die Lok als Heizlok verwendet. Am 28.09.1971 wurde 38 5308 z-gestellt (nach anderen Angaben am 01.12.1971) und am 29.12.1972 ausgemustert.

 
     
  Nimmt man das Modell aus der Verpackung, fällt dem Betrachten sofort auf, dass das Modell sehr filigran ist. Die Leitungen am Kessel sind freistehend und dem Vorbild angenähert sehr dünn. Die Nachbildung der Steuerungsteile erfolgt durch Ätzteile. Die Lackierung ist angenehm seidenmatt.  
     
 
 
     
  Modellkonzept  
     
  Die meisten Schlepptenderdampflokmodelle in der Nenngröße TT sind so konstruiert, dass sich
- der Antrieb im Schlepptender befindet und
- die Lok selbst als eine Art Dummy durch den Tender geschoben wird.

 
  Dieses „System“ hat allerdings trotz seiner Vorteile (Antrieb unsichtbar im Tender, „freies“ Führerhaus) auch Nachteile:  
  - Das Volumen eines Modelltenders im Maßstab 1:120 ist nicht gerade groß. Es ist schwer für den Hersteller, Antrieb und ausreichend Ballast innerhalb des Tendergehäuses unterzubringen. Wenn dann noch überwiegend Plastmaterialien für die Bauteile des Tenders verbaut werden, wird der Tender sehr leicht und ist nicht in der Lage, eine sehr hohe Zugkraft zu entwickeln. Die Hersteller versuchen dieses Problem durch den Einsatz von Haftreifen auf den angetriebenen Achsen des Tenders in den Griff zu bekommen.
- Das nicht angetriebene Fahrwerk einer Dampflokomotive ist aufgrund der vielen bewegten Teile nicht sehr leichtlaufend und mit dem Laufwiderstand von spitzengelagerten Modellbahnwagen überhaupt nicht vergleichbar. Dieser Laufwiderstand, der vom angetriebenen Tender überwunden werden muss, schmälert die Traktionsleistung der Lok dann noch weiter...
 
     
  Der Berliner Hersteller Beckmann hat bei der 38.2-3 ein ganz anderes Antriebskonzept gewählt:  
  - Der Antrieb bebindet sich in der Lokomotive und treibt die Kuppelachsen an. Der Antriebsmotor befindet sich unsichtbar im Kessel des Modells. Der Blechrahmen mit hohen Gurten des Vorbildes kommt diesem Antriebskonzept entgegen.
- Der Tender ist ohne Antrieb. Er besitzt ein „steifes“ Fahrwerk ohne funktionsfähige Drehgestelle. Die Tenderachsen sind ausreichend seitenverschiebbar und gleichen durch eine Art Dreipunktlagerung auch Verlegemängel am Gleis gut aus.
- Durch dieses Antriebskonzept und einem offenbar recht hohen „Metallanteil“ kommt das Modell (bei der Fa. Beckmann ist das traditionell so) ohne Haftreifen aus.

 
     
  Fahrwerk  
     
  Der Fahrwerksrahmen der Lok ist ein gefräster Metallrahmen, der die Optik des Blechrahmens des Vorbilder gut widerspiegelt. Die Höhenlage des Rahmenobergurtes am Modell hält einem Vergleich mit dem Vorbild sehr gut stand. Das Vorlaufdrehgestell ist mittels einer Deichsel relativ tief am Rahmen an gelenkt. Am Vorlaufdrehgestell ist der Normschacht für die vordere Kupplung drehbar ohne Kurzkupplungskulisse befestigt. Die ausreichende Beweglichkeit der Kupplung ist gegeben – ein Entkuppeln oder Entgleisungen infolge des Heraushebeln der Fahrzeuge durch die Kupplung wurden nicht festgestellt.  
  Am Rahmenunterteil sind die Bremseinrichtungen nachgebildet. Die nachgebildeten Teile geben die recht einfache Bremseinrichtung des Vorbildes (Abbremsung der Kuppelräder von vorn, Abbremsung der Drehgestellräder von innen) recht gut wieder.  
  Die beiden Zylinder wurden sehr gut auch im Detail nachgebildet.  
  Das Tenderfahrwerk ist aus Plast und kann als Steifrahmen bezeichnet werden – d.h. die Fahrwerksnachbildung des Drehgestelltenders sä 2’2’T21 erfolgt ohne Drehgestelle. Die Drehgestellrahmen sind auch plastisch gut dargestellt. Die „mittige“ Halterung der Achsen lässt eine guten Seitenverschiebbarkeit der Tenderachsen und auch Pendelbewegungen in erheblichem Maße zu. Das führt zu einem sehr sicheren Fahrverhalten auch z.B. auf Bettungsgleis.  
  Lok und Tender sind beweglich verbunden. Eine KKK zwischen Lok und Tender konnte ich nicht feststellen – der Lok-Tender-Abstand bleibt aber auch so im in der Nenngröße TT üblichem Rahmen.
Alle Rahmenteile an Lok und Tender sind rot mit einem einheitlichen, stimmigen Farbton lackiert.

 
     
  Mit der Lackierung aller Rahmenteile kann der Rollwagen gegenüber der Reko-50 viele Punkte sammeln. Der Eindruck auf den Betrachter ist imponierend.  
     
  Alle Radsätze an Lok und Tender sind äußerst filigrane Speichenradsätze sehr gut.
Die Spurkränze aller Radsätze sind nach NEM gefertigt und angenehm niedrig. Alle Radreifen sind brüniert.
Sichtbare Radnaben sind rot lackiert.

 
     
 
 
 
Treibradsatz der 38...
 
     
  Beim Vergleich der Radsterne der 38.2-3 und der 50.35 wird hier ganz schnell klar, dass hier zwischen den Modellen eben nicht nur rund 100€ Verkaufspreisunterschied liegen.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Die Radsätze der 50.35 sind großserienüblich und gar nicht schlecht – aber die der 38 einfach nur viel besser.

 
     
  Die Steuerung der 38 5308 besteht Beckmann-like aus Ätzteilen und sind äußerst filigran. Einer der ganz großen „Hingucker“ am Rollwagen-Modell überhaupt.  
     
 
 
 
Kuppelradsätze und Steuerung der 38.2-3 - filigran detaillierte Ätzteile...
 
     
 
 
 
50.35 aus Sebnitz: nicht schlecht, aber nicht so gut wie das Beckmann-Modell...
 
     
  Die Steuerung der beiden Vergleichsmodelle ist so unterschiedlich wie es nur geht... Aus Plast am Tillig-Modell und die geätzte Beckmann-Steuerung. Und beide Systeme haben entsprechend der Art der Produktion ihre Daseinsberechtigung. Die Feinheit der Teile an der 38 birgt auch die Gefahr der „plastischen Verformung“...  
     
  Gehäuse  
     
  Vorab – die 38.2-3 ist schon aufgrund ihres Preises und ihrer Bauweise noch mehr als die 50.35 von Tillig nicht etwas, was man früher als „elektrische Eisenbahn“ beschrieben hat und auch mal einem Modellbahnfreund im Kindesalter in die Hand geben konnte...  
     
  Das äußere Erscheinungsbild eines „Rollwagen“ wurde sehr gut getroffen – das Beckmann-Modell wird sofort als Nachbildung eines „Rollwagens“ erkannt. Und es finden sich auch auf den ersten Blick keine Dinge am Modell, die richtig negativ auffallen.  
     
  Bei dem Tillig-Modell besteht diesbezüglich der oft diskutierte „Umstand“, dass aus Synergiegründen für die BR50 der einen Blechrahmen darstellende Rahmen der BR52 verbaut wird. Auch wenn mancher mir hier Nietenzählerei vorwerfen wird – bei allem Verständnis für das Baukastensystem – schön sieht der zu hohe Rahmen an der 50 eben nicht aus. Aber diese Problematik ist schon ausführlich beim Testbericht der 50.35 behandelt worden und soll hier nicht wieder „aufgewärmt“ werden.  
     
  Am Kessel der 38.2-3 finden sich eine Vielzahl freistehender und extra angesetzter Bauteile, die kritikfrei „feinstens“ ausgeformt und sauber ohne Klebespuren o.ä. verbaut wurden. Hier sei besonders auf das freistehende Speiseventil und die freistehende Halterung für das 3. Spitzenlicht an der Rauchkammertür hingewiesen. Alle Leitungen am Kessel sind mit minimal möglichem Durchmesser frei verlegt. „Schwimmhäute“ durch Formtrennkanten sucht man vergeblich.  
     
 
 
 
Rauchkammertür ohne Zentralverschluss - 38 5308
 
     
  An den Führerhausseitenwänden sind die Nietreihen sehr dezent und erhaben nachgebildet. Die Verglasung der seitliche Führerhausfenster ist bündig mit der Seitenwand.
Gegenüber den vorher ausgelieferten Modellen 38 269 und 38 234 hat das Modell der 38 5308 eine Rauchkammertür ohne Zentralverschluss.

 
     
 
 
 
Feiner geht es nicht - freistehende Anbauteile und Leitungen am XII H2-Kessel...
 
     
  Das Tendergehäuse weiß ebenfalls zu gefallen. Hier sei besonders auf die sehr filigrane Nachbildung der Betätigung der Wurfhebelbremse und der Fernbetätigung für den Wasserkastendeckel hingewiesen. Ein besonderer Hingucker ist auch das freistehende Nummernschild auf dem Werkzeugkasten des Tenders.
Die Nietenreihen an den Tenderseitenwänden sind ebenfalls der Erwähnung wert.
Trotz der erheblichen Seitenbeweglichkeit der Tenderachsen stehen die Drehgestellblenden angenehm eng – darauf sei nach den Erfahrungen mit der BR44 aus dem Hause Roco ausdrücklich hingewiesen.
Laut Angaben des Herstellers wurde gegenüber den Vorgängermodellen der „Kohlenkasteneinsatz“ erneuert.

 
     
  Es sei auch in diesem Zusammenhang erwähnt, dass die „Lage des Kohleberges“ auf dem Tender richtig platziert wurde. Es sind immer wieder Modelle in den verschiedensten Nenngrößen zu sehen, bei denen „die höchste Stelle des Kohleberges“ im hinteren Teil des Kohlekastens nachgebildet ist – und das ist falsch...  
     
 
 
 
der Tender der 38.2-3
 
     
  Lok- und Tendergehäuse sind angenehm dünn (aber gut deckend) mit einem zu matt tendierenden seidenmattem Lack versehen. Nichts, aber auch gar nichts wirkt irgendwie „plastikhaft“.  
  Die Bedruckung (auch an den Pufferbohlen) sind inhaltlich richtig, an den richtigen Stellen platziert und im Wesentlichen auch scharf.  
  38 5308 besitzt auf der vorderen Pufferbohle und am Tender eine 2-Licht-Beleuchtung. Die Halterungen für das 3. Spitzenlicht sind an der Rauchkammertür und der Tenderrückwand freistehend nachgebildet.  
     
 
 
 
 
 
 
 
Anschriften an Führerhaus und Tender der 38.2.-3
 
     
  Nicht überzeugen kann mich der im Gegensatz zu den sehr filigranen Tritten an den Pufferbohlen der ziemlich „grobe“ Aufstieg zum Führerhaus. Auch am Original sehen die Aufstiege zu Führerhaus etwas massiger als die Tritte an den Pufferbohlen aus – aber so massig wie am Modell nun auch nicht.
Im Bereich des Aufstieges gibt es ohnehin eine Vielzahl von Kompromissen, die zur Sicherstellung der Kurvenläufigkeit des Modells einfach notwendig sind.
Am Vorbild ist die „Aufstiegstür“ zweigeteilt – ein Flügel am Führerhaus befestigt, der andere am Tender. Am Modell sitzt die Aufstiegstür komlett am Tender, ebenso die Aufstiegsleiter (original am FH).

 
  Hier – bezüglich des Aufstieges zum Führerhaus gefällt mir die Tillig-Lösung an der 50.35 einfach besser...  
     
 
 
 
einfach nur schön anzusehen...
 
     
 
 
 
den plastikhaften Glanz der 50.35 kann man nicht wegdiskutieren...
 
     
  Ansonsten aber spielt hier die Beckmann-Lok hier in einer anderen Liga. Bezüglich der Filigranität (was für ein Unwort!) kann die 50.35 aus Sebnitz der Berlinerin hier nicht mal ansatzweise das Wasser reichen. Das kann auch nicht die Gützold-65.10, die preislich viel näher an der 38.2-3 dran ist.  
     
  Digitalsierung  
     
  Ich fahre ausschließlich analog – Aussagen zur Digitalisierung und Vor- und Nachteilen digital betriebener Modelle kann ich deshalb nicht liefern.
Die 38 5308 besitzt wie die 50 3540 eine NEM-Steckerschnittstelle.
Zur Digitalisierung wird ein 6-poliger Decoder benötigt.

 
     
  Waschzettel  
     
  Der 38 5308 liegt eine kleinformatige Betriebsanleitung bei, in der kurz die Geschichte des Vorbildes und die „technische Ausrüstung“ des Modells dargestellt werden. Die Beschreibung enthält außerdem Hinweise zum Öffnen des Modells und die Anleitung zur Digitalisierung (Decodereinbau). Eine Ersatzteilliste ist nicht Bestandteil der Betriebsanleitung.  
     
  Fahrverhalten / Zugkraft  
     
  Hier interessiert zuerst einmal das Gewicht der 38 und der Vergleichs-50.35.
Also mussten beide Modelle auf die Waage (danke hierfür an den Postshop Markranstädt für die Möglichkeit, deren digitale Briefwaage nutzen zu dürfen).
38 5308:
Gewicht Lok und Tender: 148g
Die „Reibungsmasse“ der Lok liegt bei etwa 105 ... 110g. Aufgrund der festen Kupplung Lok-Tender gelingt die Ermittlung des Gewichtes der Lok nur näherungsweise.
50 3540:
Gewicht Lok und Tender: 182g
Die „Reibungsmasse“ des Tenders beträgt 104g (der Tender ist etwas „aufgelastet“).
 
     
  Wie bereits eingangs erwähnt, erfolgen alle Fahrtests auf einem großen Bettungsgleisoval mit R310-Bögen und langen Geraden. Auf eine „labortechnische“ Ermittlung der Zugkraft mittels „Gewicht über die Rolle“ habe ich mangels entsprechender Technik verzichtet...
Beide Modelle sind entsprechend der Empfehlungen der Hersteller eingefahren.

 
     
  Die 38 fährt bereits bei sehr niedriger Fahrspannung ruckfrei an – die 50.35 benötigt eine deutlich höhere Anfahrspannung. Der Lauf ist mit „geschmeidig“ recht passend beschrieben.
Bezüglich der Zugkraft ist die der 38.2-3 durchaus mit der meiner 50.35 vergleichbar. In der Ebene sind 9 4-achsige Reisezugwagen auch im 310-er 180°-Bogen kein Problem. Die Zugkraft des Rollwagen-Modells sollte also für fast alle vorbildgerechten Einsatzgebiete als ausreichend bewertet werden können.

 
     
  Ja gut – die 50 von Tillig ist eigentlich kein „Zugkraftwunder“. Allerdings stellt man an eine 5-fach gekuppelte Güterzuglok bezüglich der Zugkraft etwas höhere Anforderungen, als an eine 3-fach gekuppelte Personenzuglok mit 15t Achsfahrmasse. So gesehen geht das Leistungsvermögen des Beckmann-Modell vollauf in Ordnung.  
     
  Beleuchtung  
     
  Die 38.2-3 hat mit der Fahrtrichtung wechselnde 2-Licht-Spitzenbeleuchtung an Lok und Tender. Die Beleuchtung erfolgt mittels warmweißer Leuchtdioden. Damit geht die „Lichtfarbe“ für eine Dampflok vorbildgerecht in Ordnung. Die LED leuchte schon bei sehr geringer Spannung ausreichend hell.
Die Loklaternen geben auch unbeleuchtet ein potisch gute Figur ab und punkten auch hier im Vergleich zu den Loklaternen der 50.35.

 
     
 
 
 
die Loklaternen der 50.35...
 
 
 
 
...dagegen die Laternen der 38
 
     
  Fazit  
     
  Die 38.2-3 von Beckmann liegt preislich ca. 100€ über der Preisempfehlung für die Reko-50 aus Sebnitz. Diesen Preisunterschied sieht man ihr auch an. Die Preisdifferenz rekrutiert sich nicht nur aus dem Begriff „Kleinserienprodukt“ und den aus der Produktionsweise zwangsläufig höheren Aufwendungen – nein, man sieht dem Rollwagen den höheren Preis auch an. Hier wird für mehr Geld eindeutig auch mehr Gegenwert geboten. Und das soll hier nicht als Abwertung des Tillig-Modells, sondern ausschließlich als Aufwertung der Leistung von Joachim Beckmann und seinen Mitarbeitern gewertet werden.
Das, was hier mit dem Modell der 38.2-3 auf die 12mm-Gleise gestellt wurde, verdient absolute Hochachtung. Dass dieses Modell keine „Eintagsfliege“ war, hat die Fa. Beckmann mit der in Auslieferung befindlichen 75.5 bewiesen.

 
     
  Damit ich nicht falsch verstanden werde: Das Ergebnis meines Tests, bei dem die Tillig-50.35 das Vergleichsobjekt war, soll keineswegs dazu dienen, die Leistungen der fa. Tillig zu schmälern oder schlechtzureden. Die 50.35 ist ein vollauf anlagentaugliches, fahrsicheres und attraktiv anzuschauendes Dampflokmodell.
Vielleicht war es meinerseits auch etwas unfair, ein ganz normales Großserienmodell gegen die Beckmann-38 antreten zu lassen. Die Reko-50 hat sich gut geschlagen – aber gut war gegen die 38.2-3 nicht gut genug...

 
     
  Mein Fazit fair zu formulieren wäre mir schwerer gefallen, wenn ich statt der Tillig-50.35 die Gützold-65.10 als Vergleichsobjekt heran gezogen hätte. Dann wäre nämlich der „Preis-Leistungs-Bonus“ der 50.35 gegenüber der 38 bei der 65.10 auf einen unbedeutenden Betrag zusammengeschmolzen...  
     
 
 
 
Sieger nach Punkten 38 5308.
 
     
  Seit der 38.2-3 bin ich aber (ganz persönlich) der Meinung, das für den Modellbahner auch mal weniger mehr sein kann. Für die angekündigte TT-P8 (von welchem Hersteller auch immer) wird die Beckmann-Lok DER Bewertungsmaßstab sein – ohne wenn und aber... Und die P8 wird es nicht leicht haben, neben der XII H2 zu bestehen – ganz gleich, welcher Hersteller sich der P8 annehmen wird. Beckmann hat die Bewertungslatte mit seinem Modell sehr hoch gehangen...  
     
  Für mich ist es die Fa. Beckmann, die hier für die Nenngröße TT Maßstäbe gesetzt und diese mit der 75.5 nochmals bestätigt hat. Ich will hier einfach nicht diskutieren, was vielleicht eine 18 201 in Beckmann-Qualität gekostet hätte. Aber ich bin froh, dass ich mich für den Rollwagen entschieden habe.  
     
  Vorbildgerechte Zugbildung  
     
  Ja – ich bin ein absoluter Verfechter exakt vorbildgerechter Zuggarnituren. Das macht mir mein Leben als TT-Modellbahner oft nicht leichter – aber für mich hört die vorbildgerechte Modellbahn einfach nicht an der Tenderkupplung auf. Und ein bisschen Extremist bin ich auch – das gebe ich ja ganz offen zu...  
     
  Mann könnte meinen, dass die exakt vorbildgerechte Nachbildung von Reisezügen mit der 38.2-3 in der EP-III und in den ersten Anfängen der EP-IV kein Problem darstellen sollte. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht, wenn die Zuggarnituren im sächsischen Raum unterwegs sein sollen.  
  Einfacher ist es mit Personenzügen im Brandenburgischen – hier bieten sich die wunderschönen EP-III-Modelle der 4-achsigen preußischen Abteilwagen als perfekte „Anhängsel“ an.  
     
  Aber zurück nach Sachsen:  
  Auf den Strecken der Rbd Dresden waren zum großen Teil Personenwagen der ehemaligen Sächsischen Staatseisenbahn unterwegs. Diese gibt es derzeit nur als Kleinserienmodelle von MMM oder TableTop – nicht wirklich billig. Durchgangswagen der Einheitsbauart (Tillig / Schirmer) waren selten in der Rbd Dresden. Bleiben noch die Mci-Behelfspersonenwagen. Diese waren auf den Erzgebirgsstrecken gar nicht so selten...  
  Auf den ostsächsischen Strecken (zur Rbd Cottbus gehörig) bestimmten D21 und D27 eigentlich konkurenzlos den Personenzugdienst und der schnellfahrende Reiseverkehr war Sache der Beutefahrzeuge – den D27 gibt es bei TableTop, Beutewagen sind Fehlanzeige.  
  Wer zu moderneren Wagen greifen will, kann dies eigentlich mit den 3- und 2-achsigen Rekowagen (Bag / Baag) aus Sebnitz. Ob aber die altersbedingt doch etwas groben „Genickschusswagen“ an der feingliedrigen 38.2-3 richtig gut aussehen, wage ich zumindest zu bezweifeln...  
  Letzte Alternative ist die Ersatzbespannung – beispielsweise nach der Leseart, dass eine Görlitzer „22“ wegen Lokschadens in Bautzen „strandet“ und eine in Bereitschaft stehende 38.2-3 des BW Bautzen mit der ersatzweisen Führung des Zuges nach Dresden oder Görlitz betraut wird. Eine solche Zuggarnitur könnte dann gegen Ende der 60-er Jahre aus einem Sammelsurium von Modernisierungswagen, E5 und Bghw bestehen. Es muss ja kein 11-Wagen-Zug sein...  
     
 
 
     

 

©2004 Burkhardt Köhler