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52 3820 – DIE GÖRLITZERIN MIT DEM SOWJETSTERN
(TEIL 3)
 
 
Exklusivmodell MBS / MMS der SZD-TE
 
 
(Chance vergeigt)
 
     
 
 
 
das MMS-Modell der TE-3505
 
     
  Vor einiger Zeit legte der MBS ein von der Modellbahnmanufaktur Sebnitz gefertigtes Exklusivmodell einer ungarischen 520 auf. Das Vorbild ist eine ehemalige DRB-52, die es durch die Wirrnisse der Kriegs- und Nachkriegszeit in die SU verschlagen hat, dort mit Normteilen der SZD ausgerüstet wurde und von Ungarn der sowjetischen SZD Anfang der 60-er Jahre abgekauft wurde. Die ungarische Staatsbahn MAV hat die 100 „importierten“ Maschinen im Betriebsdienst weitgehend im sowjetischen SZD-Zustand belassen. Das Modell basiert natürlich auf der Tillig-52.0-77, hat aber einen von der DR-52.0-77 abweichenden Kessel (aus Metall).
Parallel zur MAV-520 ist ein – bis auf die Beschriftung mit der 520 im Prinzip identisches - Modell der SZD-TE 3505 in Epoche-III ebenfalls als Exklusivmodell aufgelegt worden, Offenbar lag vor allem dieses SZD-Modell aber wie Blei beim MBS im Regal.

 
  Mit der 520 hatte der Sebnitzer Konstrukteur leichtes Spiel: mehrere Loks der BR520 sind in Ungarn noch vorhanden und auch zugänglich. In Sebnitz hat man sich aber offenbar zu sehr darauf verlassen, dass die 520 und die TE identisch sind. Identisch auch in der Farbgebung.  
  Hier geht es aber ausschließlich um die SZD-Version TE…  
  Das Modell der SZD-TE als ein aus der MAV-520 abgeleitetes Modell – dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden und wird von nahezu allen Modellbahnherstellern auch so praktiziert. Schließlich sollen auch Sondermodelle noch bezahlbar sein.  
     
 
 
     
     
  Lässt man beim Vergleich der Vorbilder der beiden Modelle die Farbgebung außen vor, ist eine „Gleichheit in wesentlichem Umfang“ der beiden Maschinen auch gegeben – abgesehen von dem an den 520-ern nicht mehr vorhandenen russischen Belüftungsaufsatz auf dem Führerhausdach. Ich hege den Gedanken, dass diese hochstehende Belüftungshaube das Lichtraumprofil der mitteleuropäischen Normalspurbahnen nicht eingehalten hat und deshalb von allen Bahnverwaltungen, die Anfang der 60-er Jahre TE’s von der SZD erworben haben, entfernt werden musste. Aber der Belüftungsaufsatz fehlt dem Modell der TE…
 
  Und wo ist eigentlich der für jedes russisches bzw. sowjetisches Tfz so typische große Scheinwerfer? Und was ist mit den bei der SZD typischen weißen Radreifen?  
     
  MMS hat für das SZD-Modell die TE 3505 als Vorbild ausgewählt - im Januar 1945 von der DWM mit der Fabriknummer 884 gebaut und damit aufgrund des „Herstellungsdatums“ definitiv mit Blechrahmen und ab Werk auch mit dem Wannentender K2’2’T30.
Eben jene TE-3505 wird im Internet für das Jahr 2008 noch als „körperlich vorhanden“ geführt -s. hier:

 
  http://www.werkbahn.de/eisenbahn/lokbau/museum/pres_km.htm  
  – in Rava-Russkaja (Ukraine) als 1042.252 und leider ohne Fotobeweis.  
     
 
 
     
  Aber was ist mit der Farbgebung der TE?  
  Um es vorweg zu nehmen: Die Farbgebung möchte ich als „Gestaltungsspielraum“ des Herstellers wirklich ausschließen – und die Farbgebung ist für das Modell einer SZD-TE der EP-III ganz einfach nur eines – falsch. Total falsch – ohne wenn und aber. Hier hat es sich die MMS als Hersteller ganz klar zu einfach gemacht, oder war einfach nur ignorant. Ignoranz bei einem Sondermodell von 300,-€ ist allerdings wirklich keine Werbung für den Hersteller...  
     
  Im EK-Buch von Dieter Wünschmann über die BR52 findet sich auf der Seite 28 ein s/w-Foto der aus der SU zurückgekauften 52 7771 nach der Übernahme durch die DR, ohne Treibstangen abgestellt im BW Wahren. Anhand des schwarz-weiß-Fotos lässt sich mit ziemlicher Sicherheit erahnen, dass die 7771 offenbar keinen schwarzen Rahmen hatte und auch die Fahrgestellteile des Tenders nicht schwarz waren. Rein äußerlich entspricht die am Original sichtbare Kesselausrüstung aber durchaus der des MMS-Modells. Was aber schon auf den ersten Blick am Modell fehlt, ist die auffällige oberlichtartige Haube auf dem Führerhaus des Vorbildes – aber die musste vermutlich vor der Indienststellung entfernt werden.  
     
  Die Lackierung der sowjetischen Dampfloks wird meist als farbenfroh beschrieben – das Modell der TE 3505 kommt nun aber ganz in schwarz daher. Ist das für die EP-III wirklich so korrekt?
Ich konnte im Internet sehr schnell (innerhalb von 24h) die wesentlichsten Dinge über die Lackiervorschriften der SZD aus der damaligen Zeit in Erfahrung bringen – warum hat man das in Sebnitz nicht auch so gemacht?

 
     
  Die Vorschriften der SZD bezüglich der Farbgebung für Dampflokomotiven lassen sich ganz kurz so zusammenfassen:
Es gibt bezüglich der Farbgebung keine Unterschiede zwischen „Betriebsmaschinen“ und den konserviert abgestellten Loks für den Mobilmachungsfall.
Die „Farbenfreude“ an Dampflokomotiven ist den im Reisezugdienst eingesetzten Maschinen vorbehalten.
Für die Lackierung von Güterzug-Dampflokomotiven der SZD gelten folgende Vorschriften:
1. Kessel und Aufbauten schwarz
2. Radsterne rot / Radreifen weiß
3. Pufferbohle rot
4. Lokrahmen:
4.1 Barrenrahmen schwarz
4.2 Blechrahmen rot
 
  Ausnahmen gab es bzw. gibt es – die erhalten gebliebene TE 4567 hat einen schwarzen Blechrahmen...  
  http://gallery.balticrailpics.net/displayimage.php?album=104&pos=0  
  Noch folgende Bemerkung für all Diejenigen, die ständig die Rechtfertigung für offensichtliche Fehltritte eines Herstellers parat haben, dass es alles eben irgendwie und irgendwo gegeben hat: Das Eisenbahnwesen in der SU war militärisch organisiert – eine solche Freiheit bezüglich der Lackierung wie z.B. bei der CSD hat es bei der SZD mit allergrößter Sicherheit nicht gegeben. Abweichungen von den Vorschriften, wie z.B. der schwarze Blechrahmen der TE 4567, gehen vermutlich auf „menschliches Versagen“ bei der Farbauswahl zurück…  
     
  Typisches Zeichen für eine russische bzw. sowjetische Dampflok ist der riesige Scheinwerfer…
Das Modell der TE 3505 hat ihn aber nicht. Aber auf vielen Fotos russischer Dampfloks ist er zu sehen und auch die in Wahren abgestellte 52 7771 hat ihn noch.
(An einer Betriebslok der DR hat er aber definitiv nichts zu suchen. Punkt.)

 
     
 
 
     
  Ist die vorliegende TE 3505 nun nur Ignoranz oder die Überzeugung des Herstellers, dass sich in TT alles verkaufen lässt – egal wie gut oder schlecht es gemacht ist?
Ich werte den mangelnden Verkaufserfolg des Modells als Erfolg für die Nenngröße TT: MMS hat gezeigt bekommen, dass sich Modelle mit mangelhafter Umsetzung des Vorbildes zumindest im „etwas gehobenen“ Preissegment doch nicht problemlos als Selbstläufer verkaufen. Und das ist gut so!

 
     
 
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©2004 Burkhardt Köhler